Work-Life-Balance – was Recruiter wissen müssen

Alexandra Rupacher
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27. August 2020 Lesezeit 6 Minuten
Zufriedene Mitarbeiter sind motivierter und produktiver. Und das Konzept der Work-Life-Balance kann entscheidend zur Zufriedenheit beitragen. Welche Rolle spielt das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit aber speziell im Recruiting? Welche Maßnahmen können gesetzt werden? Und was bedeutet Work-Life-Balance überhaupt? Gehen wir diesen Fragen gemeinsam auf den Grund!

Inhalt

    Die Ausgangssituation

    Globalisierung, ständige Erreichbarkeit, mehr Eigenverantwortung und selbstbestimmtes Handeln – sowohl Wirtschaft wie auch Gesellschaft sind im kontinuierlichen Wandel. Die Grenze zwischen beruflichem und privatem Leben verschwimmt zunehmend. Mehr und mehr Arbeitnehmer stehen dauerhaft unter Stress, und Burnouts sind in der modernen Arbeitswelt eine fast schon natürliche Begleiterscheinung.

    Aber: Neben den Arbeitsbedingungen hat sich in den vergangenen Jahren auch die Einstellung der Mitarbeiter zum Job verändert. Die Forderung nach beruflicher Entlastung wird laut. In vielen Ländern steht zum Beispiel die 30-Stunden-Woche zur Diskussion. Zumindest das ausgewogene Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit – die sogenannte Work-Life-Balance – wird von Berufstätigen und Arbeitsuchenden immer häufiger eingefordert. 

    Übrigens: Studien zufolge ist eine unzureichende Work-Life-Balance der meistgenannte Grund, weshalb sich Mitarbeiter* von einem Unternehmen abwenden.

    Endstation Burnout? Immer öfter ist die fehlende Work-Life-Balance ein Kündigungsgrund.

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    Work-Life-Balance: eine Definition

    Was bedeutet Work-Life-Balance? Im Fokus dieses Konzeptes steht das Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben, zwischen Arbeit und Freizeit. Beide Bereiche sollten klar getrennt sein und in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen – immer mit dem Ziel eines erfüllten, glücklichen und gesunden Lebens.

    Gut zu wissen: Selbst, wenn die Vorstellung einer Balance zwischen Beruflichem und Privatem weit verbreitet ist, gibt es diesbezüglich auch kritische Stimmen. Viele betrachten den Arbeitsalltag als den umfangreichsten Teil des Lebens. Eine Ansicht, die dem Streben nach einem Gleichgewicht zwischen Job und Freizeit direkt entgegensteht.

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    Wie beeinflusst die Work-Life-Balance das Recruiting?

    Für Unternehmen ist das Konzept der Work-Life-Balance heutzutage essenziell, um auf dem Arbeitsmarkt für Top-Talente attraktiv zu sein. Maßnahmen, die diese Entwicklung unterstützen, allen voran mehr Flexibilität, haben Recruiting und Personalmanagement ganz klar bereits verändert.

    Als einer der signifikantesten HR-Trends der vergangenen Jahre, sollte das Thema „Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit“ in jeder Marketing-Maßnahme – und auch in jeder Stellenanzeige(!) – seinen festen Platz haben. Employer Branding ist in diesem Zusammenhang einmal mehr ein wichtiges Schlagwort. Was macht es zu einem der wichtigsten Treiber im modernen Recruiting? Das und mehr verraten wir Ihnen im Blogbeitrag „Employer Branding: In 10 Schritten zur starken Marke“.

    Tipp
    Wer mehr über die Work-Life-Balance in HR und Recruiting erfahren möchte, findet dazu im Blog unsere „Buchtipps für den Urlaub“.
    Zuhause & im Urlaub erreichbar sein? Für immer mehr Bewerber ein No-Go.

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    Was können Unternehmen im Sinne der Work-Life-Balance tun…

    Eine ganze Menge, soviel steht fest! Beispiele hierfür wären:

    • flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Job Sharing oder Elternzeit
    • Homeoffice
    • Sport- und Erholungsprogramme
    • Gesundheitsvorträge, Vorsorgeuntersuchungen und psychologische Beratung
    • Seminare in den Bereichen Selbstorganisation, Zeitmanagement etc.
    • Kinderbetreuung

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    …und welchen Nutzen haben sie davon?

    Ganz klar: Investitionen in die Work-Life-Balance der Mitarbeiter sind kosten- und zeitintensiv, aber sie lohnen sich, versprochen! Denn ausgeglichene Mitarbeiter …

    • … arbeiten produktiver und kreativer.
    • … sind seltener krank, was weniger Krankenstände und damit letztlich Kosteneinsparungen zur Folge hat.
    • … sind zufriedener, wodurch die Fluktuation verringert werden kann.
    • … verbessern das generelle Arbeitsklima.
    • … haben positive Auswirkungen auf das Employer Branding, da sie sich stärker mit dem Unternehmen verbunden fühlen.

    Die gesteigerte Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Mitarbeiters erhöht die Wettbewerbsfähigkeit insgesamt. Langfristig kann das Konzept der Work-Life-Balance so zum nachhaltigen Unternehmenserfolg beitragen.

    Es lohnt sich für Unternehmen, in die Work-Life-Balance von Mitarbeitern zu investieren.

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    Wie gerät die Work-Life-Balance ins Wanken?

    Ob und zu welchem Zeitpunkt ein Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit entsteht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen die persönliche Belastungsgrenze, die Lebenseinstellung oder auch individuelle Prioritäten. Trotzdem gibt es einige Anzeichen, die im Zusammenhang mit einer gestörten Work-Life-Balance immer wieder genannt werden.

    Schlechtes Zeitmanagement und die fehlende Planung von Aufgaben und Zielen können die Balance zwischen beruflichem und privatem Leben ins Wanken bringen. Gleiches gilt auch für zu hohe Ansprüche hinsichtlich Leistung und Perfektion, für chronischen Zeitdruck und für Ablenkung im Berufsalltag, die zu unkonzentriertem Arbeiten führt.

    Noch wichtiger als die Ursachen für das Ungleichgewicht sind Tipps, mit denen sich die Work-Life-Balance verbessern lässt. Genau die haben wir jetzt für Sie!

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    Tipps zur Verbesserung der Work-Life-Balance

    Wie können Arbeitnehmer das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit (wieder)herstellen und vor allem auch halten? Folgende konkrete Maßnahmen helfen dabei, die Work-Life-Balance zu verbessern:

    • Erholungsphasen einplanen, je nach Arbeitszeit und Intensität der beruflichen Anforderungen.
    • To-Do-Listen erstellen, sprich die anstehenden Aufgaben strukturieren und priorisieren.
    • Schwierige Aufgaben gleich zu Beginn des Tages erledigen.
    • Persönliche Leistungskurve ermitteln und den Arbeitsalltag daran anpassen.
    • Eine sinnvolle Tagesplanung aufstellen und realistische Ziele setzen.
    • Langfristige Ziele festlegen und den Weg dorthin in kleinere Etappen einteilen.
    • Sport als wichtigen Ausgleich in den Alltag integrieren, ohne zusätzlichen Leistungsdruck zu schaffen.
    • Soziale Kontakte auch bei einem vollen Terminkalender pflegen.
    • Delegieren lernen, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können.
    • Multitasking vermeiden und stattdessen eine Aufgabe nach der anderen angehen.
    Nur wer regelmäßig auftankt, bleibt auch produktiv.

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    Spezialfall: Work-Life-Balance im Recruiting

    Recruiting war noch nie ein 9-to-5-Job. Häufig werden die Arbeitszeiten den Kundenbedürfnissen – in diesem Fall den Bedürfnissen von Bewerbern – angepasst. Viele Recruiterinnen haben das Gefühl, immer kommunizieren bzw. auf Fragen antworten zu müssen, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Berufliche Mails am privaten Handy checken? Keine Seltenheit! Da kann es schwierig sein, die richtige Work-Life-Balance zu finden.

    Heute zwölf Stunden arbeiten und dafür morgen den Nachmittag freinehmen. Früh anfangen und spät aufhören, dafür aber eine lange Mittagspause für einen Besuch im Fitnessstudio nutzen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufsleben und Freizeit bedeutet keineswegs automatisch, weniger arbeiten zu müssen. Der Trick ist es, generell Kontrolle über den Alltag zu erlangen und produktive Phasen zu nutzen. Diese beschränken sich laut Studien an einem typischen Acht-Stunden-Tag übrigens auf lediglich drei Stunden. (Im Klartext: Mehr Überstunden machen nicht unbedingt produktiver.)

    Mehr Flexibilität und innovative Arbeitsweisen begünstigen die Work-Life-Balance im Recruiting. Neue technologische Entwicklungen wie Clouds, Video-Konferenz-Software, Kollaborations- und Recruiting Tools wie eRecruiter GO entlasten von administrativen Tasks, steigern die Produktivität, schenken zusätzliche Zeit und machen es möglich, berufliche Agenden quasi vom Smartphone aus professionell zu handhaben.

    Ein ausgeprägtes Wir-Gefühl, regelmäßiger Ideenaustausch und Vertrauen in die Effizienz des Teams: Grundsätzlich tragen in allen Berufssparten auch Aspekte wie diese zum individuell empfundenen Gleichgewicht zwischen Job und Privatem bei.

    Genauso wichtig wie Zeitmanagement: Eine gute Stimmung im Team.

    Fazit

    Angestellte stehen häufig unter einem enormen Leistungsdruck und haben das Gefühl, kaum noch Freizeit zu haben. Dabei gibt es zahlreiche Maßnahmen, die Work-Life-Balance herzustellen und zu halten – sowohl unternehmensseitig wie auch im persönlichen Bereich. Recruiter sollten diese Maßnahmen kennen und im beruflichen wie auch privaten Alltag berücksichtigen. Dann klappt’s auch mit dem Gleichgewicht!

    * Um unsere Texte möglichst lesefreundlich zu gestalten, verzichten wir darin auf die gleichzeitige Verwendung von männlichen und weiblichen Sprachformen. Dennoch ist uns wichtig, dass sich alle von uns angesprochen fühlen. Daher verwenden wir die männliche und die weibliche Form im Wechsel. Damit sind immer alle anderen Formen gleichermaßen mitgemeint.

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